Reisebericht Costa Rica - Einfach mal machen….



Cahuita Nationalpark, Costa Rica

In diesem Jahr feiere ich mein 10 jähriges Jubiläum, weg aus der Kälte und Meckerdeutschland wo nach wie vor gilt, wer sich am Lautesten beschwert oder sich am Häufigsten über seine Leiden beklagt, der lebt das wahre Leben. Nein Danke, das wollte ich definitiv nicht. 

10 Jahre unterwegs, wer hätte das 2009 gedacht?! Ich jedenfalls nicht, aber dann ist das einfach passiert, und das ist auch gut so. Spanien, das war mein Ziel nach dem Abitur, erst einmal rauskommen, etwas anderes sehen und erleben, Spanisch lernen und ein Praktikum machen. Nur nicht im 17ten Bundesland Mallorca, das war wichtig. Andalusien genauer gesagt Cordoba hieß dann der Zielort. 

Für jemanden, der vom platten Land an der Ostsee kommt, war das ein heftiger Kontrast. Bei meiner Ankunft wurde ich mit feurigen 45°C begrüßt, die erste Taxifahrt erinnerte an eine Flucht in einem Actionfilm und als ich endlich in meiner Unterkunft ankam, wurde ich im temperamentvollen Spanisch, von dem ich nichts verstand, und mit zwei Besos links und rechts in Empfang genommen. 


Plaza de la Corredera, mein Lieblingsort in Cordoba

Doch es hat dann nur wenige Wochen gedauert um festzustellen, dass ich eine neue Welt für mich entdeckt hatte. Aus meinem Aufenthalt für 5 Monate ist ein Lebensplan geworden. 
Andalusien ist gute vier Jahre meine Heimat geworden, hier habe ich meine Leidenschaft für die Menschen, die spanische Küche, Musik, Kultur entdeckt und im Arbeitsfeld Tourismus  durch mein Traineeprogramm im Hotelmanagement meinen Berufsweg erkannt. Das habe ich dann auch als Studiumsfach gewählt, wofür ich mich allerdings erst einmal durch den bürokratischen Dschungel in Spanien kämpfen, und hinterher an der regulären Universität in Cordoba unter 150 spanischen Studenten behaupten musste. Was ich hier alles erlebt habe lässt sich gar nicht schriftlich zusammenfassen. Es war eine großartige Zeit aus der ich viele Freundschaften, kulturelle und persönliche Erfahrungen mitnehmen konnte und in der ich einiges über eine positive Lebenseinstellung, Flexibilität und eine gesunde Portion Humor gelernt habe.

Trotz alledem leidet Andalusien unter einem großen bekannten Problem. Der schwache Arbeitsmarkt zwingt insbesondere die Studiumsabsolventen „buscarse la vida“ was so viel  bedeutet wie sich einen Weg suchen zu müssen,um seine Brötchen zu verdienen. 

Go big, go capital

Auch ich musste mich dann mit dem Thema „what comes next?“ auseinander setzen. Nach einer kurzen Abenteuerreise in die Karibik, kehrte ich zur Neuorientierung und Organisation für einen kurzen Zwischenstopp in meine Heimat zurück. Gott sei Dank war Juli, und die Leute auf Grund des Sommerhochs in etwas besserer Laune. Trotzdem hielt es mich nicht lange dort, da ich nach kurzer Arbeitsplatzsuche ein Angebot aus der spanischen Hauptstadt erhielt. 


Panorama Gran Via, Madrid
Da ich bis zu diesem Zeitpunkt nur in kleinen Städten gelebt hatte, sah ich hier eine gute Chance auf Veränderung. Madrid ist eine multikulturelle Stadt, die neben der direkten Konkurrenz Barcelona häufig den kürzeren zieht, was meiner Meinung nach aber völlig unberechtigt ist. Immer in Bewegung, immer pulsierend braucht man Zeit, um diese Stadt richtig zu erleben. Das habe ich die letzten vier Jahre auch getan. 
Ein internationaler Treffpunkt für alle weltoffenen Menschen, auf der Suche nach einem stabilen Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeitangebot, einem Plätzchen, wo die Barkultur zum Feierabend dazugehört und wo es viele Möglichkeiten gibt, sich persönlich wie beruflich weiter zu entwickeln. 

Meine erste berufliche Erfahrung hat mich vor allem eins gelehrt; das was ich nicht wollte.
Als Arbeitnehmer für eine große nationale Hotelkette in der Reservierung und Gruppenabteilung, habe ich zwar einiges über Logistikprogramme, Kundenservice, und Marketingstrategien gelernt, aber die Massenabfertigung und der wenige Kontakt zum Kunden haben mir schnell gereicht.

Allrounder gesucht

Glücklicher Weise konnte ich mich aber bald einer neuen Herausforderung stellen. „Dein multidimensionales Profil und deine Sprachkenntnisse, (mein Spanisch hatte ich an diesem Punkt auf ein bilinguales Niveau gebracht) interessieren uns sehr, und gerne würden wir dich zu einem Gespräch einladen“, hieß die Antwort auf meine Bewerbung bei einer spanischen Event und Kongressagentur in der Hauptstadt. Dieser spezielle Zweig im Tourismusbereich hatte mich schon immer interessiert und in Deutschland hatte ich erste Kontakte mit der Planung von kleineren Events gehabt. So startete ich hochmotiviert meine neue Karriere als Projektmanagerin fur wissenschaftliche und medizinische Kongresse & Events und wurde innerhalb meines ersten Jahres in diese Welt eingearbeitet, lernte Projektplanunsprozesse kennen und wurde Teil eines dynamischen und kreativen Teams. Ab meinem Zweiten Jahr schon, sollte ich hier eine wichtige Position einnehmen.

Work and Travel

Schneller als erwartet übernahm ich die Leitung fur die Betreuung aller Events eines großen internationalen Kunden unserer Agentur. Das bedeutete die gesamte Logistik und Kommunikationsplanung, inclusive vor Ort Betreuung während der internationalen Kongresse. Rom, Kopenhagen, Nizza, Chicago, Kyoto sind nur einige der Destinationen die ich dank meiner Arbeit kennen lernen durfte. Klingt erst einmal wie ein Sechster im Lotto und man muss schon sagen das mir die Vielseitigkeit der Arbeit, die Dynamik und das Reisen schon sehr gefallen. Dennoch- es gibt immer zwei Seiten der Medaille.

Nicht ohne Grund ist der Job als Event manager in vielen rankings auf Platz 3 der stressigsten und belastendsten Jobs der Welt. 
Konstanter Fristendruck,die Abhängigkeit von der Arbeitsbereitschaft dritter und die 24/7h Bereitschaft bei Events sind nicht zu unterschätzen. Aber mehr noch als das habe ich mich in einem anderen Dilemma gesehen: Medizinerkongresse schon und gut, persönlich unterstütze ich alle Intentionen und Ansätze die zur Verbesserung von Gesundheit und Behandlung von Krankheiten fuhren. Es ist auch klar das für die Finanzierung von Bildung und Forschung Gelder gebraucht werden, dennoch ist es sehr zweischneidig zu beobachten, welche Rolle die pharmazeutische Industrie spielt und welche finanziellen Interessen sich dahinter verbergen.

Einfach mal machen…

Auf der anderen Seite stand schon länger der Wunsch nach einer großen Reise, einer Veränderung und zeit fur mich. Kurz um habe ich den Moment genutzt, mit meinem Arbeitgeber verhandelt und 6 Monate Zeit bekommen und mich auf diese persönliche Abenteuerreise begeben.

Costa Rica, von diesem Land habe ich als Kind einmal gehört und seit her hat sich das in das Gedächtnis gebrannt. Daher ist es auch keine Überraschung, dass mein Reiseziel für diese Monate Zentralamerika heisst. Mit dem minimalsten ausgestattet starte ich Mitte März meine Tour in Guatemala und klettere auf Maya Pyramiden, schwimme in Dschungelquellen, bezwinge den Acatenangovulkan, reise zwischen Karibik und Pazifik, über El Salvador und Nicaragua bis nach Costa Rica. Was ich alles erlebt habe kann Bücher oder blogs füllen, die gibt es allerdings schon und deswegen spare ich mir das.

Findest du nicht, dass man mit 29 eigentlich zu „alt“ für so ein ungeplantes Abenteuer ist?
Im Gegenteil, antworte ich darauf, welches bessere Geschenk zum 10 jährigen Jubiläum kann man sich machen, als einen lebenslangen Wunsch zu erfüllen?!

Auf dieser Reise hat es keine festen Pläne gegeben, alles nach dem Motto, wo es mir gefällt dort bleibe ich, wo nicht, ziehe ich weiter. Momente leben, Erlebnisse teilen und die Zeit bewusst der Gegenwart widmen. 

PURA VIDA


Playa Samara, Costa Rica
Nun bin ich schon fast 2 Monate in Costa Rica unterwegs und habe jede Menge spektakuläres erlebt. Costa Rica ist ein so vielseitiges Land, wofür man sich bei Möglichkeit unbedingt die Zeit nehmen sollte, um die unterschiedlichen Facetten erleben zu können. Monteverde, Manuel Antonio, Puerto Viejo, Tortuguero, die Pazifikstrände bei Sámara und Santa Teresa sind nur eine Auswahl der typischen Reiseziele, die in der Tat alle wunderbar sind, aber selbst in ihrer Gesamtheit nur einen kleinen Teil von Land und Leuten darstellen. Gerne sollte man auch mal ab vom Schuss bleiben, sich unters lokale Volk mischen und den Reiseführer liegen lassen.

Mehr über einen Zufall bin ich nun im kleinen individuellen Privathotel Paraiso del Cocodrilo in der Nähe von Sámara gelandet. Besitzer Rainer hat hier eine Oase geschaffen, in der man ab von Stress und Hektik, mitten im Grünen und nahe zum Strand Buena vista dazu eingeladen wird einfach mal im Hier und Jetzt seine Seele baumeln zu lassen. Es ist nicht verwunderlich für mich, dass viele seine Gäste jedes Jahr wieder kommen und in familiärer Atmosphäre eine Auszeit von ihrem Alltag suchen.

Ein kluger Mensch hat mal gesagt (J.J Rousseau); „Das Leben ist kurz,weniger wegen der kurzen Zeit die es dauert, sondern weil uns von dieser kurzen Zeit fast keine bleibt, es zu genießen."

Und damit hat er wohl Recht.

Deswegen...einfach mal machen... 

PURA VIDA!

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