Schildkrötenprojekt am Strand von Buena Vista, Costa Rica
Das Projekt
Schon seit 2005 ist in Costa Rica am Strand von Buena Vista,
3,5 km nördlich von Samara, das Schildkrötenprojekt ASVO (Asociación de
Voluntarios para el Servicio en las Areas Protegidas) ansässig.
Freiwillige aus aller Welt helfen hier den leitenden Ticos
bei dem Schutz der vom Aussterben bedrohten Meeresschildkröte. In
24-Stunden-Schichten wird der Strand abgelaufen und vor allem nachts nach
ankommenden Schildkröten Ausschau gehalten. Aufgabe der Freiwilligen des Naturschutzprojektes ist es
beispielsweise Strandabschnitte zu kennzeichnen, die von den Ticos
eingesammelten Eier in Empfang zu nehmen und diese in die gesichteten Bereiche
zu bringen. Hier werden sie vor Schaden verursachenden Menschen und Tieren
geschützt.
Wenn die Kleinen dann aus ihren Eiern schlüpfen, werden sie
meistens am Nachmittag am Strand abgesetzt. Um diese Zeit scheint die Sonne
nicht mehr all zu intensiv. Den Weg ins mehr finden die Babys dann von selbst
und so krabbelt eins nach dem anderen ins kühle Nass.
Am Strand von Buena Vista kommen alle vier großen Schildkrötenarten
an, darunter auch die größte von ihnen, die sogenannte Lederschildkröte.
Wer hier selbst mal mit anpacken will oder mehr Infos möchte, bekommt diese auf dem Blog für relaxte Reisetipps in Cosa Rica.
Wer hier selbst mal mit anpacken will oder mehr Infos möchte, bekommt diese auf dem Blog für relaxte Reisetipps in Cosa Rica.
Der Selbstversuch
Ich selbst bin Praktikantin in dem Costa Rica , Guancaste Samara Hotel. Im Oktober kam ein junges Pärchen aus Berlin zu uns für einige Tage
zu Besuch. Die junge Dame war im Gegensatz zu ihrem Freund sehr
unternehmungslustig und wollte so gut wie alles sehen und mitnehmen, was geht.
Als sie von dem Schildkrötenprojekt am Strand erfuhr, was für sie klar, dass
sie ankommende Schildkröten sehen will. Also verabredete sie sich mit den dort
zuständigen Ticos für den Abend.
Als es soweit war, war es schon stockdunkel und ihr wurde
anscheinend doch etwas mulmig, den düsteren Weg durch den Dschungel zum Strand
alleine zurückzulegen – also fragte sie mich, ob ich sie begleiten wolle. Aber
klar doch!
Ab durch die
Dunkelheit
Mit Taschenlampen, Regenjacken und festen Schuhen
ausgerüstet, gingen wir also Seite an Seite durch den Dschungel und etwa 30
Minuten am dunklen Strand entlang. Da normale Taschenlampen die Schildkröten
stören, verwendeten wir, wie die Ticos, rotes Licht. Wirklich viel und weit
sieht man damit allerdings nicht. Auf unserem Weg begegneten uns zahlreiche
Krabben und unfassbar viele und vor allem große Einsiedlerkrebse. Auch wenn wir
schon damit rechneten, erschreckten wir jedes Mal wieder, wenn sie im Schein
der roten Lampe sichtbar wurden und versuchten keine niederzutrampeln. Allein
das war schon ein Erlebnis für sich.
Auf Patrouille
Am Schildkrötencamp angekommen begrüßte uns schon einer von
den Ticos, den wir auf Patrouille begleiten sollten. Kaum waren wir mit unserem
Begleiter losgelaufen, fing es an aus Strömen zu Schütten. Ekelhaft! Zum Glück
hatten wir unsere Regenjacken dabei.
Nach 20 Minuten Fußmarsch am Strand inklusive Kampf gegen
Wind und Sturm verging uns die Lust und auch der Optimismus eine Schildkröte zu
entdecken schwand. Wir beschlossen auf dem Rückweg gleich weiter zum Hotel zu
gehen, doch da passierte es. Der Tico hielt uns zurück und zeigte auf einen
großen, dunklen Fleck. Was ist das? Das wäre uns nie aufgefallen.
Schildkröte in Sicht
Als wir näher heran gingen, sahen wir, dass es tatsächlich
eine riesige Meeresschildkröte auf ihrem Weg zur Eierablage ist. Sie kämpfte sich
am Strand fast bis ganz an den Rand nach oben und hielt dann Inne. Mit ihren
hinteren Flossen begann sie, Sand wegzuschaufeln. Bis sie ein erstaunlich tiefes
Loch gegraben hatte, vergingen nochmal 20 Minuten. Wir standen geduldig in der
dunklen Kälte, der Regen nahm kein Ende und wir bibberten ein wenig vor uns
hin. Aber es ließ sich aushalten, da wir viel zu sehr damit beschäftigt waren,
das Tier anzuschauen.
100 kleine, warme
Tischtennisbälle
Endlich begann die Schildkröte mit der Eiablage. Unser
Begleiter schaufelte daraufhin das eben geschaffene Loch von hinten frei, somit
konnten wir die Eier direkt hineinplumpsen sehen. Er reichte uns zwei
Plastikhandschuhe und forderte uns auf, die Eier aus dem Nest zu holen und in
einen vorbereiteten Beutel zu legen. Wir waren ganz aufgeregt und erst sehr
vorsichtig. Die Eier sahen aus wie kleine Tischtennisbälle und fühlten sich
ganz weich und warm an. Begeistert knieten wir im nassen Sand und verfrachteten
ein Ei nach dem anderen behutsam in den Beutel. Auch dabei kannte der Regen
keine Gnade und rann uns bereits durch sämtliche Kleidungsschichten. Das war aber
erstmal nebensächlich.
Als die Eierproduktion gar nicht mehr aufhören wollte, fragten
wir, wie viele Eier denn eigentlich bei einer Ablage etwa entstehen. Die
Antwort lautete so etwa 100 bis 130 Eier und von 100 Eiern würden circa 90
Babyschildkröten schlüpfen. Klingt nach einem guten Schnitt.
Das war’s!
Nach einer kleinen, aber schönen Ewigkeit war die
Schildkröte fertig. Der Tico markierte sie noch fix an ihren Flossen und schon
begann sie, ihr (jetzt allerdings leeres) Nest mit Sand vollzuschütten und ordentlich
festzuklopfen. Wir waren erstaunt, was für eine Kraft in dem so schwerfällig
wirkenden Tier steckt.
Auch als sie schließlich ihren Rückweg zum Meer antrat, war
sie schneller als man hätte vermuten können. Wir staunten, warfen einen letzten
Blick auf das große, anmutige Tier und bedankten uns bei unserem Begleiter aus
dem Schildkrötencamp. Der brachte anschließend die Eier genau dahin zurück und
lies sie verraben. Er lud uns noch ein am nächsten Morgen vorbeizuschauen, da
das Schlüpfen einiger Babys erwartet wird und verabschiedete sich dann von uns.
Wir traten völlig durchnässt und frierend den Rückweg zum
Hotel an – aber wir waren mehr als zufrieden. Niemals hätte ich gedacht, dass
wir so ein großes Glück haben und tatsächlich eine Schildkröte bei der Eiablage
erwischen. Aber manchmal ist das Glück eben auf deiner Seite.
Text von Redakteurin Franka
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