Hotelpraktikum Costa Rica- Zwischen Gruppenzwang und Fernweh

TEIL 1 - Generation Auslandsaufenthalt

Auslandsaufenthalt, das ist ein Begriff der heutzutage in keinem Lebenslauf mehr fehlen darf. Nur wer schon mal als Au- Pair in Amerika, als ERASMUS- Student in Finnland oder als Freiwilliger Helfer im Sudan unterwegs war, hat auf dem modernen Arbeitsmarkt eine Chance. Nur derjenige der bereits diverse Praktika absolviert hat, mindestens zwei Sprachen fließend beherrscht, über sehr gute PC- Kenntnisse verfügt und am besten noch ehrenamtlich bei einer Wohltätigkeitsorganisation tätig ist, braucht sich überhaupt erst um ein Bewerbungsgespräch bemühen.
Ach ja und flexibel sollte man natürlich sein, von engagiert, teamfähig und mobil mal ganz zu schweigen.
So ist das also nun heutzutage und dem hat man sich als junger Mensch, will man denn nicht mit Hannover 96 Cap Bier trinkend an irgendeiner Bushaltestelle enden, zu fügen.
Also besucht man in der vorlesungsfreien Zeit fleißig einen Russisch- Sprachkurs an der Volkshochschule, zum ermäßigten Studentenpreis versteht sich, engagiert sich neben der Uni im ASTA, geht Blutspenden und spielt in seiner Freizeit im Verein Badminton. Die Semesterferien verbringt man mit unbezahlten Praktika in möglichst bedeutsamen Städten wie Berlin oder Hamburg und die Abenden und Wochenenden füllen, neben der Fernbeziehung, vor allem Nebenjobs, denn das Geld für die Studiengebühren muss ja schließlich auch noch verdient werden.

Da man sich nun also Semester für Semester die Erfahrungsberichte und Auslandserfahrungen von Abi 09- Shirt- Trägern und übermotivierten Erstsemestern anhören durfte, ohne selbst jemals diesen Schritt gewagt zu haben, beschließt man nun, natürlich auch mit Blick auf die bereits erwähnten Anforderungen des Arbeitsmarktes, dem Begriff Auslandsaufenthalt nun endlich auch Einzug in seinen Lebenslauf zu gewähren, möge er einen doch zu einem noch interessanteren Menschen werden lassen.

Man fängt also an zu googlen und sich diverse Flyer, an denen man Jahr für Jahr sehr wohl bewusst vorbeigegangen war, näher anzusehen. Es dauert nicht lange bis die erste Begeisterung über die Angebotsvielfalt, der Verzweiflung und Verwirrung über dieselbe weicht. Neben den Hauptkonflikt, nämlich, was davon soll ich nun eigentlich machen, gesellen sich zahlreiche weitere Fragen und Unklarheiten: Für welches Angebot bin ich überhaupt qualifiziert? Nehmen die mich als Magister überhaupt noch? Muss ich Spanisch können wenn ich in Madrid ein Praktikum absolvieren will oder kann ich vor Ort einen Sprachkurs machen? Wird der Sprachkurs dann bezahlt? Muss ich mich impfen lassen wenn ich nach Äthiopien will? Zählt Russland als Europa und fällt damit unter das ERASMUS- Programm? Und was mach ich überhaupt mit meinem WG- Zimmer? Finde ich einen Zwischenmieter oder ziehe ich lieber gleich ganz aus?
Neben all den Formalitäten muss man sich schließlich auch persönlich die Frage stellen: Will ich wirklich für ein Semester oder gar Jahr ins Ausland gehen? Wird meine Beziehung darunter leiden? Was sagt mein Freund überhaupt dazu? Werde ich im Ausland Anschluss finden? Werde ich den Anschluss nach meiner Rückkehr nach Hause verloren haben? Was, wenn meine Oma stirbt während ich weg bin, mein Vater krank wird oder meine Mutter eine wichtige Operation hat? Reise ich dann deswegen nach Hause oder bleib ich einfach? Was kostet eigentlich so ein Flug? Und wie ist das mit der Auslandskrankenversicherung?

Alles nicht so einfach! Dennoch, irgendwann wird man zu einem weisen Entschluss gekommen sein und den besagten Auslandsaufenthalt in Angriff nehmen. Wie wär’s zum Beispiel mit einem Hotelpraktikum in Costa Rica?

Heidi Süß

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